Abraham a Sancta Clara (1644 - 1709)

Herkunft und Kindheit

Abraham a Sancte Clara

Hans Ulrich Megerle, der spätere Abraham a Sancta Clara, wurde als achtes von zehn Kindern einer Bauernfamilie im fürstenbergischen Heubergdorf Kreenheinstetten geboren. Die Familie gehörte zu den Bauern mit eigenem Grundbesitz und damit zum wohlhabenderen Teil der Dorfbewohner. Sie verfügte zudem über recht großen Lehensbesitz. Zudem betrieb sie das Gasthaus „Zur Traube“, was wiederum für zusätzlichen Wohlstand spricht.

Mitte des 17. Jahrhunderts war das mutmaßliche Geburtshaus, die "Traube", ein stattliches Anwesen. Das Wohnhaus war mit Ziegeln gedeckt, nicht mit Stroh, wie sonst viele der kleinbäuerlichen Anwesen. In den Ortsurbaren von 1686 und von 1743 wird der Besitz dieses fürstenbergischen Erblehens mit einem Umfang von damals stattlichen 40 Hektar angegeben. Im Jahr 1669 war der Hof jedoch überschuldet und Jakob Megerle, ein älterer Bruder Abrahams, musste das Anwesen an Johannes Balthasar Rebholz verkaufen, nachdem er es zehn Jahre zuvor beim Tod von Matthäus Megerle, dem Vater von Jakob und Hans Ulrich (Abraham) übernommen hatte. 

Im Dorfwirtshaus spielte sich natürlich ein wichtiger Teil des gemeinschaftlichen Dorflebens ab, wurde gefeiert, gestritten und politisiert. Wichtige Einflüsse für den späteren Prediger. Von seiner Mutter - so vermuten Biographen immer wieder - bekam er wohl seine Schlagfertigkeit und Redegewandtheit mit. Abrahams Familie war in ein weitverzweigtes, einflussreiches Verwandtschaftnetz eingebunden. Durch verschiedene Verwandte erfuhr der junge Hans Ulrich eine gezielte Förderung und Unterstützung. Besonders ist hier sein Onkel Abraham Megerle. Als Geistlicher und erfolgreicher Kirchenmusiker war er zunächst in Konstanz, dann in Salzburg im Dienste des dortigen Erzbischofs tätig. Er wurde in den persönlichen Adelsstand erhoben und war als Abraham von Megerle Kanoniker am vornehmen Kollegiatsstift in Altötting. Dort findet sich auch noch sein Grabplatte.

Ein Cousin von Hans Ulrich Megerle, nämlich Philipp Megerle, tritt in fürstenbergische Dienste ein und erhält am Meßkircher Schloss die Stelle eines Kastenvogtes. Eine Rolle im Werdegang Abrahams dürfte auch Bathasar Bücheler, ein Sohn der Schwester des Großvatres von Abraham,  gespielt haben. Er war ebenfalls Geistlicher, war zunächst Pfarrer in Heudorf, dann von 1653 bis 1657 Pfarrer in Kreenheinstetten, bevor bis zu seinem Tod im Jahr 1697 in Gutenstein tätig war.

Wie alle Bewohner des Dorfes waren die Mitglieder der Familie Megerle zu der Zeit Leibeigene der Herrschaft Meßkirch, die von den Grafen zu Fürstenberg wahrgenommen wurde. Sie mussten also noch bei allen möglichen Gelegenheiten Abgaben entrichten. Und: Wenn man den Heimatort auf Dauer verlassen wollte, musste dies erst von der Herrschaft - gegen "Gebühren" natürlich - genehmigt werden.

Geboren im Jahr 1644, also noch vor Ende des 30jährigen Krieges, erlebte der junge Hans Ulrich unruhige Zeiten, lernte die Not und das Elend der einfachen Menschen kennen, aber möglicherweise auch das Schicksal orientierungslos herumvagabundierender Kriegshinterbliebenen. Auch als Hofprediger in Wien verleugnete Abraham a Sancta Clara nie seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen und kokettierte manchmal sogar damit.

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